KDIe Rueckkehr der Waechter COVER

DIE RÜCKKEHR DER WÄCHTER – the return of the guards

Malerei und Zeichnung | Paintings and Drawings

von Josef Florian Krichbaum

Denjenigen, die erstmals mit meiner Kunst konfrontiert werden, möchte ich meine Arbeit auf eine aktuelle und stimmige Art und Weise vorstellen und denen, die meine Arbeit schon länger kennen und begleiten, möchte ich davon berichten, was mich in der letzten Zeit bis Heute interessiert hat und wohin die Arbeit sich gerade entwickelt. Ich übergebe die Bühne nun meinen Bildern und Zeichnungen und wünsche viel Vergnügen beim Blättern und Schauen – und auch beim Lesen und bedanke mich daher gleich einmal bei Mag. Elisabeth Dutz, Franzobel und Robert Stachel von maschek für die Texte.

76 gebundene Seiten mit Hardcover und Schutzumschlag
im Format 240 x 270 mm (DEUTSCH / ENGLISCH)
ISBN 978-3-901392-64-1

28,00 

 

Der magische Realismus des Josef Florian Krichbaum

Oberflächlich betrachtet sind die altmeisterlich mit Öl und Eitempera gemalten Bilder von Josef Florian Krichbaum harmlos romantisch, beinahe idyllisch, fast kitschig. Je näher man sich aber mit ihnen beschäftigt, desto unheimlicher werden die Szenarien. Da gibt es plötzlich Löcher im Boden, Abgründe, wilde, nur scheinbar gezähmte Natur, verkrüppelte Bäume, erodierte Steinhaufen, nebelverhangene Wälder, eingestürzte Mauern. Und auch die dargestellten Menschen sind alles andere denn lieblich, sie haben Messer gezückt, einen geifernden Gesichtsausdruck oder sind durch seltsame Hauben, denen seitlich zwei Stangen wegstehen, anonymisiert. In den romantischen Dorfansichten entdeckt man Satellitenschüsseln oder Reklametafeln, die schönen Frauen haben meist Tätowierungen und selbst die Kinder sind irgendwie beleidigt oder bösartig, sofern nicht auch sie seltsame Glühbirnen-Säcke aufhaben, die ihr ganzes Gesicht bedecken. Unter der torkelnden Gestalt eines Bahnwärters erscheint ein Ausbrecher, in der scheinbar lieblichen Eislaufatmosphäre liegen Schweine. Die Bilder von Krichbaum, der sich selbst nicht unironisch JFK nennt, sind Sittenbilder einer dem Merkantilismus verpflichteten Gesellschaft, ohne diesen direkt anzuprangern. Es sind Seelenzustände von vereinsamten, traurigen Menschen, was sich interessanterweise am stärksten bei den Gruppendarstellungen zeigt, da ist trotz der scheinbaren Nähe immer noch jede Person sehr für sich, gibt es kein Miteinander, sondern nur ein Nebeneinander. Der Blick dieser Figuren ist meist sehnsüchtig in die Ferne gerichtet oder gilt direkt dem Betrachter – so als ob man sich von diesem Erlösung oder zumindest Verständnis erhoffte. In Österreich ist jeder Mensch ein Monolith, ein Eigenbrötler, seine eigene Insel. Jede Kommunikation, meist beschränkt.

„… Fritz Ostermeyer hat die Ähnlichkeit Josef Krichbaums zu Nicholas Ofczarek festgestellt und vielleicht ist es nicht nur die physische Präsenz der Person, sondern auch die ziselierte Wuchtigkeit, die an der Klassik geschulte Absurdität, der manieristische Realismus, die auch seinem Werk eine gleichsam Ofczareksche Präsenz verleihen.“

Franzobel | Schriftsteller

 

Zeichnungen

Seit vielen Jahren verfolge ich das Schaffen von Josef Florian Krichbaum mit großer Freude. Er ist einer der wenigen Künstler unserer Zeit, die sich an der altmeisterlichen Technik der Malerei orientieren und poetische Bildergeschichten erfinden. Entstanden anfangs eher kleinformatige Werke, bewältigt der Künstler heute auch große Formate mit der gleichen malerischen Qualität und Erzähldichte, die an Franz Sedlacek und den Magischen Realismus der Neuen Sachlichkeit denken lassen. Schon der Vorbereitung des Maluntergrunds widmet er eine heute unübliche Akribie und Fürsorge. Mit der gleichen Akribie und einem besonderen Blick fürs Detail entstehen wunderbare Bilder, die den Betrachter magisch anziehen, ja ins Bild hineinziehen. Es sind eigentümlich seltsame Bilder, die sich in einer Art Zwischenwelt bewegen. Man kann diese Bilder nicht flüchtig im Vorbeigehen aufnehmen, nein, man muss schon genau hinschauen, dann erschließt sich eine phantastische Welt: da tummeln sich die unterschiedlichsten Gestalten menschlicher und (über-) menschlicher Natur, meist in Gruppen, in phantastischen Landschaften. Wächter, die über die Natur und die Menschen wachen sollen, wanken – allzu menschlich – betrunken aus einem Stadttor. Das Floß der Medusa von Thédore Géricault wird kurzerhand zu einer Schlittenfahrt im Schnee. Doch wohin geht die Fahrt? Es ist nicht nur eine Vergnügungsfahrt, hat man doch Teppiche, Kleider, Bücher und Proviant aufgeladen. Und wer hisst schon Flaggen auf seinem Schlitten? Man spürt die Lust des Künstlers an der Darstellung absurder Situationen, übertriebener Körperhaltungen und ungewöhnlicher Perspektiven. Hinter der Heiterkeit, die die Bilder grundsätzlich ausstrahlen, liegt aber der kritische Blick des Künstlers auf die Natur, die Gesellschaft und wie wir miteinander umgehen. Mit feinem Pinsel und leisen Tönen will er uns das vor Augen führen. Schauen wir mit ihm!

Mag. Elisabeth Dutz | Sammlung Österreichische Nationalbank

 

Ein schönes Haus im Speckgürtel, hintenraus kein Nachbar: Wenn Frau N. geahnt hätte, dass sich 3D-Fernseher ohne Brille nicht durchsetzen und ihre Preise bald ins Bodenlose fallen würden, hätte sie das viele Geld in ein grösseres Panoramafenster investiert. Aber Hauptsache, sie hat das Haus gekriegt bei der Scheidung. Und er muss wieder aus der Stadtwohnung auf diese kalte Feuermauer schauen.

Robert Stachel | maschek

 

www.krichbaum.at